Das neue Prüfungsamt für die Heilpraktikerprüfung

Inhalt auf einen Blick

Schock: Die Heilpraktikerprüfung März 2024

Die Heilpraktikerprüfung im März 2024 hat uns alle geschockt.

Wir von mingsmed haben bereits im Vorfeld auf Instagram über einen geplanten Prüfungsamtwechsel berichtet. Woher wir darüber Bescheid wussten? Eine Schülerin hatte sich zuvor bei einem Prüfungsamt in Hessen informiert und dort die aktuellsten Informationen zur nächsten Prüfung erhalten: Ansbach wird abgelöst, Solingen stellt die neue Heilpraktikerprüfung.

Doch von Anfang an:

Die bundeseinheitliche Heilpraktikerprüfung

Für die bundeseinheitliche Heilpraktikerprüfung gibt es feste Regeln, diese sind in den Leitlinien für die Heilpraktikerprüfung festgehalten (ich hab sie dir unten im Text verlinkt).

Egal wo, die schriftliche Heilpraktikerprüfung umfasst im 60 Fragen. Welche Fragen gestellt werden, entscheidet der oder die Amtsärztin.

Die Fragen stammen aus allen Bereichen der Medizin (und einigen Sonderthemen für Heilpraktiker, die du weiter unten im Artikel findest.). In den Leitlinien heißt es: Für die Fragestellung ist das Antwort-Wahl-Verfahren anzuwenden – das bedeutet für dich: Multiple Choice.

„Dabei kann die zuständige Stelle die Fragen aus dem Pool einer Stelle beziehen, die von den Ländern insgesamt, von einigen Ländern oder von zuständigen Stellen in den Ländern mit der Entwicklung oder Sammlung von Fragen betraut wurde.“ Und jetzt wird es spannend, seit 2018 dürfen die Gesundheitsämter selbst entscheiden, ob sie die Prüfung selbst formulieren oder Fragen aus einem „Fragenpool“ eines anderen Amtes nutzen – und genau hier kommen Ansbach und Solingen ins Spiel. Früher hat Ansbach diesen Fragenpool bereitgestellt, mittlerweile ist es das Gesundheitsamt in Solingen.

Weitere Anforderungen an die schriftlichen Fragen sind: „Die Fragen sind klar und verständlich zu formulieren. Sie sind so zu verfassen, dass sie der Zielsetzung der Überprüfung Rechnung tragen, die in der Feststellung besteht, dass die Ausübung der Heilkunde durch die antragstellende Person keine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung oder für die sie aufsuchenden Patientinnen und Patienten erwarten lässt.“

Die schriftliche Überprüfung dauert zwei Stunden. Und sie gilt als bestanden, wenn mindestens drei Viertel aller Fragen zutreffend beantwortet worden sind. Das bedeutet: du musst 45 von 60 Fragen richtig haben.

Die bundeseinheitliche Heilpraktikerprüfung findet zwei Mal im Jahr statt: jeweils am 3. Mittwoch im März und am 2. Mittwoch im Oktober. Die Anmeldung für die Prüfung sollte in der Regel sechs Monate vorher zu erfolgen, manche Prüfungsämter sind auch weitaus länger ausgebucht.

Das alte Prüfungsamt Ansbach wurde abgelöst

Früher wurde der Fragenpool für die Heilpraktikerprüfung viele Jahre vom Prüfungsamt in Ansbach gestellt. Das heißt, dort wurden die Fragen für die schriftliche Prüfung formuliert, die Themen ausgewählt und alles als sogenannte „bundeseinheitliche Prüfung“ an die anderen Prüfungsämter in Deutschland verteilt.

Diese Prüfung war sehr Psychologie-lastig, für manche Segen, für andere Fluch. Viele Prüfungsvorbereitungen für Heilpraktiker basieren noch heute auf den Anforderungen des Gesundheitsamtes in Ansbach – folgenschwerer Fehler, denn mittlerweile sind diese Prüfungsfragen komplett überholt. Wenn du Altfragen von Ansbach kreuzt, bitte nur noch zur Wissensüberprüfung und sei dir gewiss: nicht mal Ansbach nutzt seine eigenen Altfragen noch. Sie stellen mittlerweile eine neue ganz eigene Prüfung.

Achtung: Hier findet KEINE bundeseinheitliche Heilpraktikerprüfung statt

Kommen wir zu einem weiteren wichtigen Punkt:

Nicht alle Prüfungsämter nutzten in der Vergangenheit die bundeseinheitliche Prüfung. In Rheinland Pfalz, manchen bayrischen Ämtern und in Berlin gab es zum Beispiel ganz eigene schriftliche Prüfungen. In Husum ist nicht nur der Inhalt der Schriftlichen anders, sondern auch das Datum ein anderes! Seit des neuen Prüfungsamtes übernimmt auch Ansbach nicht mehr die bundeseinheitliche Heilpraktikerprüfung (die ja jetzt aus Solingen kommt), sondern stellt seine eigene. Spoiler: Die „neue“ Ansbacher Prüfung ist etwas anders formuliert, als die Prüfungsfragen zuvor, doch die Themen scheinen zumindest in Ansbach gleich geblieben zu sein.

Dem ist in der Solinger Prüfung (neue bundeseinheitliche) leider nicht so!

Die neuen Themen der Heilpraktikerprüfung vom Gesundheitsamt Solingen

Ein Beispiel: Vor März 2024 gab es ca. 50% Psychologie-Fragen in der Heilpraktikerprüfung. Im März 2024 (dem ersten Mal mit der Solinger Prüfung) dann gar keine Psychologie-Frage – und im Oktober 2025 gab es zwei Psychologie-Fragen. Uff. Das einst wichtigste Fach der Heilpraktikerprüfung verwandelte sich also innerhalb eines Jahres zum Nebenfach.

Das stellt dich als Heilpraktikeranwärter vor eine besondere Herausforderung, denn in der Mündlichen wird Psychologie weiterhin vollumfänglich geprüft. In der Schriftlichen ist die Relevanz hingegen gesunken. Heißt im Schluss: Du musst die Psychologie zwar lernen, aber lange nicht mehr so fundiert wie früher.
Wo also den Fokus setzen?

Unser 0-Euro-Psychologe-Skript

Wir von mingsmed haben zu diesem Zweck eine Zusammenfassung für das Thema Psychologie in der Heilpraktikerprüfung erstellt. Auf 38 Seiten findest du alle relevanten Themen (nach Wichtigkeit sortiert) plus Original-Fallbeispiele zur Prüfung.

Kleiner Spoiler: ich habe das Skript vor längerem erstellt, doch in der neuen Heilpraktikerprüfung kamen tatsächlich genau die Themen dran, die ich darin als wichtig markiert hatte! Die Schwerpunkte bleiben also gleich und du kannst in deiner Prüfungsvorbereitung zum Heilpraktiker einen optimalen Fokus setzen ohne deine begrenzte Lernzeit zu verschwenden.

Und jetzt das Schönste: du kannst dir unser Psychologie-Skript aktuell für 0 Euro sichern!

➡️ Einfach hier herunterladen!

Neu hinzugekommen sind dafür folgende Themen: Gesetzeskunde, Medikamente für Heilpraktiker, Qualitätsmanagement, Hygienevorschriften. Fällt dir da was auf? Ich hoffe, denn diese Themen sind explizit so in den Leitlinien zur Überprüfung von Heilpraktikeranwärterinnen und -anwärtern nach § 2 des Heilpraktikergesetzes festgehalten. Du findest sie hier.

Ich fasse dir hier einmal zusammen, was du in den Leitlinien zur Heilpraktikerprüfung findest:

Rechtliche Rahmenbedingungen

Das bedeutet konkret, du musst kennen:

  • die Strukturen des Gesundheitssystems: Du musst die grundlegenden Strukturen des deutschen Gesundheitssystems kennen, einschließlich der Rolle des Heilpraktikers innerhalb dieses Systems. Zuletzt gab es zum Beispiel einige Fragen zum 5. Sozialgesetzbuch und was genau zum stationären und ambulanten Sektor des Gesundheitssystems gehört.
  • Wichtige Gesetze: Prüfungsrelevant sind u. a. das Heilpraktikergesetz (HPG), das Patientenrechtegesetz, das Heilmittelwerbegesetz (HWG) sowie das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG). Es geht nicht nur darum, diese Gesetze zu kennen, sondern auch darum, sie in der Praxis korrekt anzuwenden. Das Patientenrechtegesetz wurde in beiden letzten Heilpraktikerprüfung abgefragt, weswegen wir für unsere Prüflinge ein komplettes Bonusmodul zur Gesetzeskunde mit Skript erstellt haben!
  • Medizinrechtliche Grenzen: Die Prüfung fragt auch nach den Grenzen des Heilpraktikerberufs – etwa in Bezug auf Arztvorbehalte beim Infektionsschutz, Arzneimittelrecht oder Medizinprodukterecht. Super spannend, denn auch die Medikamente wurden vollkommen überraschend in beiden neuen Prüfungen aus Solingen abgeprüft – auch hieraus wurde bei mingsmed ein Bonusmodul: Medikamente für Heilpraktiker. Um an diese detaillierten Informationen zu kommen, habe ich das Arzneimittelgesetz rauf und runter gelesen und alle Ausnahmen für euch herausgefunden! (Gibt’s exklusiv in unserer Prüfungsvorbereitung)

2. Qualitätssicherung

Ein weiterer Schwerpunkt der schriftlichen Prüfung liegt auf der Qualitätssicherung in der Praxis und oh man, hier sind viele Heilpraktikeranwärter ins Straucheln geraten, denn ich glaube das behandelt man in seiner HP-Ausbildung eher seltener…

  • Hygienevorschriften: Du musst die Grundregeln der Hygiene beherrschen – von Desinfektion bis Sterilisation – und wissen, wie diese in der Praxis umzusetzen sind. Okay das kennt ihr hoffentlich schon in und auswendig.
  • Dokumentation und Qualitätsmanagement: Hier geht es um die Bedeutung von lückenloser Patientenakte, korrekter Dokumentation und die Einhaltung von Qualitätsstandards. In der letzten Prüfung wurde zum Beispiel explizit nach dem „Beschwerdemanagement“ gefragt! Sagt dir das was? Nein? Es geht darum, wie man in seiner Praxis mit Beschwerden von Patienten umgeht. Also was man nach diesen Beschwerden macht, um seine Qualität zu verbessern.

3. Notfallsituationen

Hier muss ich einwerfen: es ist ein expliziter Punkt in den Leitlinien, wurde zuletzt aber seltener in der schriftlichen Prüfung gefragt. Vielleicht weil die Heilpraktikeranwärter hier sowieso fit sind? 😉 Denn in der Mündlichen ist das ein absoluter Schwerpunkt. Also:

  • Wie erkennst du lebensbedrohliche Zustände?
  • Welche Maßnahmen leitest du zur Erstversorgung ein?

4. Kommunikation

Klar, Kommunikation ist ein zentraler Bestandteil des Heilpraktikerberufs. Bisher wurde in der Schriftlichen noch nichts dazu gefragt, aber ich sehe es kommen, wenn ich die Neuerungen so anschaue. Es gibt zum Beispiel feste Kommunikationsprinzipien, um Patienten negative Diagnosen mitzuteilen, aktives Zuhören und partizipative Entscheidungsfindung. Außerdem wurden in den letzten zwei Prüfungen auch Fachbegriffe wie die Lingua geografica und die Myasthenia gravis abgefragt. Du sollst zeigen, dass du

  • die medizinische Fachterminologie beherrschst,
  • angemessen mit Patient*innen aller Altersgruppen kommunizieren kannst,
  • in der Lage bist, dich mit anderen Berufsgruppen im Gesundheitswesen fachlich auszutauschen.

Bedeutet, du solltest vor der Prüfung definitiv einen Blick in die Leitlinien zur Heilpraktikerprüfung werfen und jeden Punkt ernst nehmen. Ein paar Themen sind in Eigenrecherche jedoch schwieriger herauszufinden, darum haben wir bei mingsmed einige Bonusmodule in unsere Prüfungsvorbereitung gepackt. Wir sind mit der Zeit gegangen und haben uns direkt an die neuen Prüfungsbedingungen angepasst!

Wird in der Heilpraktikerprüfung Naturheilkunde gefragt?

Das ist tatsächlich Bestandteil aktueller Diskussionen. Früher hätte ich gesagt: definitiv nein. Mittlerweile mit dem neuen Prüfungsamt in Solingen. Ja, vielleicht. Denn in den Heilpraktikerleitlinien steht es explizit geschrieben. Du findest es unter dem Punkt:

Anwendungsorientierte medizinische Kenntnisse

  • Die antragstellende Person ist in der Lage, ärztliche Befunde und Befunde anderer Berufsgruppen einschließlich der in den Befunden enthaltenen Laborwerte zu verstehen, zu bewerten und diese Bewertung im Rahmen der eigenen Berufsausübung angemessen zu berücksichtigen.
  • Die antragstellende Person ist in der Lage, eine vollständige und umfassende Anamnese einschließlich eines psychopathologischen Befundes zu erheben und dem Heilpraktikerberuf angemessene Methoden der Patientenuntersuchung anzuwenden.
  • Die antragstellende Person ist unter Anwendung ihrer medizinischen Kenntnisse, unter Einbeziehung vorliegender Befunde, gestützt auf ihre Anamnese und im Bewusstsein der Grenzen ihrer diagnostischen und therapeutischen Methoden sowie möglicher Kontraindikationen in der Lage, eine berufsbezogene Diagnose zu stellen, aus der sie einen Behandlungsvorschlag herleitet, der keine Gefährdung der Patientengesundheit erwarten lässt.
  • Die antragstellende Person ist insbesondere dann, wenn der Behandlungsvorschlag die Anwendung invasiver Maßnahmen beinhaltet, in der Lage zu zeigen, dass sie diese Maßnahmen ohne Gefährdung der Patientengesundheit anwenden kann.
  • Enthält der Behandlungsvorschlag der antragstellenden Person Maßnahmen, die den alternativen Therapieformen zuzurechnen sind, erklärt sie die vorgeschlagenen Maßnahmen und ist auf Nachfrage in der Lage zu zeigen, dass sie diese ohne Gefährdung der Patientengesundheit anwenden kann.

So, ich fasse mal zusammen: Als vollwertige Heilpraktiker*in musst du aufgrund einer gelungenen Anamnese und körperlichen Untersuchung eine Diagnose stellen können UND einen Behandlungsvorschlag machen können! Und dieser darf invasive Therapien (dazu würden z.B. Infusionen zählen) oder auch „alternative Therapieformen“ umfassen. In beiden Fällen musst du deinen Therapievorschlag begründen können und zeigen können! Das bedeutet, du musst wissen, wie man einen venösen Zugang legt und auch deine komplementärmedizinischen Verfahren beherrschen, wenn du sie in den Raum wirfst.

Dass du das ganze in der Mündlichen wissen musst, ist klar. In der Schriftlichen kamen bisher keine expliziten Fragen in diesem Bereich, aber auch hier werfe ich ein: ich sehe es ein wenig kommen. Wie gesagt, das Prüfungsamt Solingen orientiert sich immer stärker an den offiziellen Leitlinien für Überprüfung für Heilpraktikeranwärter.

Fazit: Die neue bundeseinheitliche Heilpraktikerprüfung – So bestehst du

Die Heilpraktikerprüfung hat sich mit dem Wechsel des Prüfungsamtes deutlich verändert. Die Einführung des Gesundheitsamtes Solingen als neuer Fragenpoolgeber bringt eine stärkere Orientierung an den offiziellen Leitlinien mit sich – das ist Fluch und Segen zugleich. Einerseits schafft es Klarheit, welche Themen relevant sind, andererseits fordert es die Prüflinge heraus, sich auf neue Schwerpunkte einzustellen.

Gesetzeskunde, Hygienevorschriften, Qualitätsmanagement und anwendungsorientierte medizinische Kenntnisse rücken stärker in den Fokus, während klassische Inhalte wie Psychologie weniger Raum einnehmen. Die Prüfung wird dadurch vielfältiger und anspruchsvoller – aber mit einer gezielten Vorbereitung absolut machbar.

Mein Tipp: Nutze die offiziellen Leitlinien als Leitfaden für deine Vorbereitung und achte darauf, deine Kompetenzen nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch zu festigen. Denn klar ist: Die neuen Prüfungen legen großen Wert darauf, dass Heilpraktiker*innen nicht nur wissen, was sie tun, sondern auch zeigen können, dass sie es sicher und verantwortungsvoll ausüben.

Und wenn du gerade angesichts des Themas „Psychologie“ ein wenig verzweifelt bist, was du denn jetzt lernen sollst – schau mal hier vorbei! Ich schenke dir für 0 Euro meine Zusammenfassung zur Psychologie mit den relevantesten Themen (Spoiler: ich hab das Skript vor längerem erstellt, doch in der neuen Heilpraktikerprüfung kamen tatsächlich genau die Themen dran, die ich darin als wichtig markiert hatte!)

Hat dir der Artikel gefallen?

Oder jemand anderes sollte davon erfahren? 
Dann teile ihn gerne:

Noch mehr für (angehende) Heilpraktiker:

Nach oben scrollen